Akupunktur – was ist das?
Akupunktur ist ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin (oft als TCM abgekürzt).Neben Massage, Gymnastik (Qi Gong, Tai Chi Chuan), Kräuterkunde und Wärmetherapie (Moxibustion)
ist die Akupunktur in Europa am bekanntesten geworden. Das Wort kommt aus dem Lateinischen von acus pungere (Nadel stechen).
Der Umgang mit Akupunktur war zu Beginn durchaus zweckorientiert: man stach in den Punkt des Schmerzers. Der chinesische Taoismus prägte dann die Vorstellung der Wirkung wesentlich: das Universum wurde in Yin und Yang eingeteilt, die dazwischen liegende Lebensenergie als Qi bezeichnet.  Dem Yin wurden Qualitäten wie Kälte, Nacht, Mond, Werde, Wasser, unten, innen, Materie, Ruhe,
empfangend-erhaltend, weiblich, Speicherorgane oder Zang-Organe zugeordnet. Dem Yang die entsprechend gegensinnigen Eigenschaften und Begriffe wie Tag, Sonne, Wärme, oben,
außen, Dynamik, aktiv-gebend, männlich und Hohlorgane oder Fu –Organe. Beide Seiten werden werden weder positiv noch negativ bewertet, sondern befinden sich im Idealfall, also beim Gesunden im Gleichgewicht.
Die Phänomene des Universums werden fünf Wandlungsphasen zugeordnet, die auch Elemente genannt werden: Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Sie stehen in wechselseitiger fördernder oder hemmender Beziehung
zueinander und ihnen werden Jahreszeiten, Klimafaktoren und bestimmte Emotionen sowie Organsysteme zugeordnet.
Die TCM unterscheidet 12 Funktionszusammenhänge oder Organsysteme, die einigen Körperorganen zugeordnet sind: 6 Hohlorgane und 6 Speicherorgane.
Es gibt 6 Meridianpaare an der Körperoberfläche, die diesen Organsystemen zugeordnet sind und wie Straßen die Akupunkturpunkte verbinden.
Über diese Punkte lassen sich Störungen der Organsysteme gezielt behandeln und ein ungestörter Energiefluß auf der Straße kann wiederhergestellt werden.
Wichtig ist auch die tageszeitliche Zuordnung der Organsysteme bzw. Meridiane, die sog. Organuhr. Die Vorstellung ist, das zu
bestimmten Zeiten (immer für 2 Stunden) ein System die bestimmende Kraft im Körper hat, so lassen sich diagnostische
Hinweise erhalten: z.B. sind zwischen 1 und 3 Uhr nachts heftige Beschwerden vorhanden, deutet das auf eine Störung im Funktionskreis Leber-Gallenblase hin.
Zur Geschichte: nach dem zweiten Weltkrieg hat Bachmann die Akupunktur im deutschsprachigen Raum verbreitet. Zu diesem Zeitpunkt entstand auch die Deutsche
Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA), in der Ärzte theoretisch und praktisch aus- und fortgebildet werden und die eng mit den Ärztekammern zusammenarbeitet. Inzwischen ist die
Methode in vielen europäischen Ländern ins Gesundheitswewn integriert. In Deutschland wird die Akupunktur als Regulations- und Ordnungstherapie unter die Naturheilverfahren gerechnet.
Wie wirkt Akupunktur?
Es gibt verschiedene Theorien zur Wirkung der Akupunktur. In den letzten 20 – 30 Jahren hat die Forschung dabei mehrer neuronale (das Nervensystem betreffende) und neurohumorale
(die Überträgerstoffe betreffende) Mechanismen unterschieden. Eine geht von der Verkopplung von Nervenimpulsen im Rückenmark zur Schmerzhemmung aus, eine von schmerzhemmenden Botenstoffen
über absteigende Rückenmarksbahnen, wieder eine andere von Beeinflussung des vegetativen Nervensystems, es gibt eine segmentale Wirkung, die die Übereinstimmung von Akupunktur
- und Triggerpunkten erklärt. Eine andere Theorie hebt die direkte Schmerzlinderung durch körpereigene Morphinbotenstoffe hervor. Allen gemeinsam ist: Über die Nadelung eines oder mehrerer Akupunkturpunkte wird
Schmerzlinderung bewirkt, ein vegetativer Ausgleich erzielt und die Muskelanspannung lässt nach. Die Immunabwehr kann verbessert werden, man kann
psychisch sowohl dämpfende als auch vitalisierende Wirkung durch bestimmte Nadelung erreichen.
Der Akupukturpunkt selbst hat drei entscheidende Eigenschaften:
- er ist punktförmig mit einer Ausdehnung von 2-3mm besonders an Stellen mit hoher Nervenkonzentration (Gesicht, Finger)
- gebietsförmig im Bereich des Rumpfes in einer Ausdehnung von 1-2cm
- streifenförmig über spindelartigen Muskeln an Armen und Beinen
- liegt an Durchtrittsstellen von Gefäß/Nervenbündeln durch Museln
- weist einen erniedrigten elektrischen Hautwiderstand auf
- entspricht oft (in 80% im Kopf/Halsbereich) sog. Triggerpunkten. Das sind Punkte im Bindegewebe und in der
Muskulatur, die auf Druck schmerzhaft reagieren und eine schmerzhafte Ausstrahlung haben.-
Was muß der Patient bei der Behandlung beachten ?
Überschießende Reaktionen können sein:
- Vorübergehend übermäßige Entspannung und Ermüdung nach der Behandlung, unter Umständen mit Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit.
- Vorübergehende vegetative Reaktionen wie Schwitzen oder Schwächegefühl, Schlafstörung.
- Vorübergehende Verstärkung des zu behandelnden Leidens.
- Aktivierung von latenten (bereits vorhandenen, aber noch nicht ausgebrochenen) Krankheitsprozessen.
- Vorübergehende Nervenirritation, evtl. mit Schmerz- und Sensibilitätsstörung in der Einstichregion oder vorübergehender Muskelkater.
Unerwünschte Wirkungen der Akupunktur können sein :
- Kreislaufstörung oder Kollaps. Diese unerwünschte Wirkung tritt praktisch nie bei Nadelung im Liegen, sondern nur bei Nadelung im Sitzen auf.
- Verletzung von Gefäßen mit der Folge von sichtbaren oder tiefer gelegenen, unsichtbarem Bluterguß (Hämatom).
- Verletzung innerer Organe, wobei hier nur die Lungenverletzung (Pneumothorax) eine erwähnenswerte Bedeutung hat.
Andere Organverletzungen sind bei richtiger Handhabung der Akupunktur bisher nicht bekannt geworden.
- Auslösung eines epileptischen Anfalles bei vorbestehendem Anfallsleiden.
- Auslösung oder Verstärkung von Wehentätigkeit bei Schwangeren bei Stich in bestimmte hormonwirksame Punkte.
- Infektion an der Einstichstelle.
- Verbrennung bei Moxa-Anwendung.
- Schmerzen bei Bewegung während der Akupunkturbehandlung (Aufstehen).
In Deutschland werden von ca.20.000 akupunktierenden Ärzten pro Jahr etwa 100 Mio. Nadelstiche ausgeführt. Die oben
erwähnten Nebenwirkungen treten mit Ausnahme des Nadelkollapses und des Blutergusses extrem selten auf, ihre Häufigkeit wird auf unter 0,01% geschätzt.
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